Ganz im Zeichen von Covid-19 stand am 10. September 2020 der erste „Working Mum Talk“ der Salzburger Medienfrauen. Mit Maske und Abstand trafen sich berufstätige Mütter und Frauen in den Redaktions-Räumlichkeiten des Online-Magazins „Fräulein Flora“, um sich über den Alltag zwischen Familienmanagement und Arbeit – der ja während des Corona-Lockdowns zu großen Teilen zu Hause stattgefunden hatte – zu sprechen. Moderiert wurde der Abend von Ines Aufmesser-Waldhuber, Medienfrau und Mutter von drei Kindern.

Grenzen setzen, Werte leben
Den Einstieg in den Abend gestaltete die Sozialpädagogin & Familylab-Beraterin Eva Klugsberger mit einem Impuls-Vortrag. Dabei versuchte sie der Frage auf den Grund zu gehen, wie wir den Balanceakt zwischen Integrität und Kooperation meistern und in Verantwortung für uns selbst Grenzen sinn- und wirkungsvoll setzen können. Praktische Tipps wie das tägliche „3-Minuten-Date mit sich selbst“ oder und das anschauliche Beispiel der bewussten Abgrenzung seines „Tanzbereiches“ à la Dirty Dancing sollen dabei helfen, seine eigenen Grenzen zu erkennen und herauszufinden, was einem wirklich wichtig ist. Und auch zu wissen, wann es einmal nötig ist, Nein zu sagen. „Denn nur, wer seine Grenzen erkennt“, meint Klugsberger, „kann auch seine Werte formulieren und in Folge sein Leben so gestalten, dass es einem selbst damit gut geht.“ Und nur, wenn es einem mit sich selbst gut gehe, könne man in allen Bereichen gelingende Beziehungen führen und auch einer möglichen Überforderung entgegenwirken. Zum Beispiel im Zusammenleben mit Kindern, PartnerInnen, aber auch KollegInnen. Ihr abschließendes Plädoyer: „Seid liebevoller im Umgang mit euch selbst und mit anderen!“

Drei Frauen – drei Modelle
Danach erzählten drei Working Mums aus ihren Lebenswelten: Über den Umgang mit dem Thema Gleichberechtigung in der Familie. Über die Herausforderung, in den Zeiten des Rückzugs in die eigenen vier Wände alles an einem Ort unter einen Hut zu bringen: Birgit Strohmeier, Familien-Bloggerin als „Muttis Nähkästchen“, Angestellte und Mutter von zwei Söhnen, präsentierte neben ihrem humor- und wirkungsvollen „Stopp-Schild“, mit dem sie während des gemeinsamen Familiy-Homeoffice Grenzen gesetzt hatte, auch die Erkenntnis, dass diese Zeit ihren Kindern nicht zu mehr Selbstständigkeit verholfen hätte. Ganz im Gegenteil dazu: Katrin Gerspacher, Mutter von zwei Kindern und Gründerin von „Die Werkstod“, erkannte bei ihrem älteren Sohn durchaus eine wachsende Selbstständigkeit während der Homeoffice-Zeit und meinte: „Ich bin zwar schlecht darin, Grenzen zu setzen, aber es geht mir gut damit! Ich tendiere dazu, mich eher auf die  Vorteile von Situationen zu konzentrieren.“ Ebenfalls auf dem Podium: Eva Krallinger-Gruber, Mutter eines Eineinhalbjährigen, Mitgründerin des Online-Magazins „Fräulein Flora“ und des Salzburger Stadt-Magazins „QWANT.“. Sie berichtete aus ihrem Alltag und davon, dass ihr das Setzen von Grenzen im beruflichen Bereich besser gelingen würde als im Privaten. So habe ihr Covid-19 beruflich gesehen die Chance gegeben, zum ersten Mal eine echte Arbeitsplanung auf die Beine zu stellen – und davon würde sie nachträglich extrem profitieren. Ihr persönliches Ziel: Sich mehr Zeit für sich selbst nehmen.

Reger Austausch & gegenseitige Stärkung
Der rege Meinungsaustausch unter den Medienfrauen und die Entwicklungen der letzten Monate haben vor allem eines gezeigt: Neben einer guten Lobby und einer funktionierenden Kinderbetreuung brauchen Frauen und vor allem Working Mums Rückhalt und Unterstützung, eine neue Haltung zu kreieren, die ihnen erlaubt, für sich selbst einzustehen und sich selbst gut zu versorgen. Und manchmal einfach auch das Wissen, dass andere mit denselben Themen und Problemen zu tun haben. Mehr Kraft und Zeit für sich selbst und weniger schlechtes Gewissen – so könnte die Conclusio des Abends lauten.

 

Text: Tanja Petritsch
Fotos: Claudia Höckner-Pernkopf