Stefanie Jaksch, Verlagsleiterin bei Kremayr & Scheriau, Barbara Brunner, PR-Frau für Autor*innen und Verlage.
„Oft reicht ein Satz, dann merke ich, da ist was”, so beschreibt Stefanie Jaksch den Beginn des Prozesses, bei dem aus einer Idee am Ende ein Buch entsteht. Lediglich zwei Minuten würde es dauern, bis die Verlagsleiterin von Kremayr & Scheriau in Wien bei ungefragt eingeschickten Manuskripten entscheidet, ob daraus mehr werden könne. Umso wichtiger sei daher der erste Satz in einem Buch. „Der muss mich reinziehen”, sagt Jaksch. „In meinem Job braucht man gutes Gespür für Themen und dafür, was funktioniert und was nicht.” Ihr Studium der Theater- und Medienwissenschaften sowie ihre Arbeit als Dramaturgin an deutschen Theatern habe ihr dabei geholfen. Denn wie in Stücken müsse man auch in Büchern den richtigen Ton treffen. Und dabei unterstützt sie die Autor*innen auf ihrem Weg. Darunter sind auch immer wieder Journalist*innen. Dabei sei es nicht unbedingt leichter, mit erfahrenen Schreiber*innen aus der Medienwelt zu arbeiten. Sie gibt als Verlagsleiterin viele Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge. Dafür müsse man offen sein. „Ein Lektorat ist nicht nur ein Korrektorat”, sagt Stefanie Jaksch. „Sondern wir entwickeln das Projekt gemeinsam.”
Dass es nicht immer einfach ist, mit Journalist*innen Bücher herauszugeben, bestätigt auch die Medienfrau Barbara Brunner. Ihre Agentur hat sich auf die Öffentlichkeitsarbeit für Verlage und Autor*innen spezialisiert. „Die Medienwelt in Österreich ist ein Schrebergarten mit vielen Befindlichkeiten.” Die PR-Arbeit sei daher oft eingeschränkt. Die aktive Mitarbeit durch die Autor*innen, etwa mit dem Herstellen eigener Kontakte zu Kolleg*innen, die das Buch rezensieren, sei laut Barbara Brunner ausdrücklich erwünscht. Außerdem weiß sie aus eigener Erfahrung, dass gute Journalist*innen nicht automatisch gute fiktive Literatur schaffen können. Für sie als PR-Frau gilt ein Buch als erfolgreich, wenn 50 Prozent der verschickten Presseexemplare zu einer veröffentlichten Rezension geführt haben.
Für Verlagsleiterin Stefanie Jaksch ist ein Buchprojekt dann erfolgreich, wenn die Kosten für den Verlag gedeckt sind. Das geschieht ab 2500 bis 3000 verkauften Exemplaren. Im Normalfall wird ein Buch zunächst mit einer Auflage von 2000 bis 5000 Stück gedruckt. Ein Debüt sei jedoch selten erfolgreich, sagt Stefanie Jaksch. „Das solle eine*n aber nicht davon abhalten, ein Buch zu schreiben.” Angehenden Autorinnen rät sie:
– Bei der Suche nach dem richtigen Verlag soll man sich mit dem Verlagsprogramm auseinandersetzen, sich fragen: passt meine Buchidee dort hinein?
– Ideen für mehrere Bücher, einer Reihe oder Folgeprojekte von Beginn an zu entwickeln, ist von Vorteil.
– Man braucht einen langen Atem. Das Thema, mit dem man sich beschäftigt, sollte ein Herzensthema sein. Denn von der Idee bis zum gedruckten Buch können mehrere Jahre vergehen.
– Budget muss man selbst nicht mitbringen, die Kosten tragen im Normalfall die Verlage selbst.
– Aber: Reich wird man nicht, also sollte man seinen Brotberuf nicht an den Nagel hängen. Neben dem Vorschuss, der vertraglich vereinbart wird, erhält man 8-10 Prozent vom Nettopreis pro verkauftem Exemplar.
– Im Selbstverlag zu veröffentlichen ist möglich, jedoch mit viel Arbeit verbunden. Außerdem ist es schwieriger, das Buch in die Buchhandlungen zu bringen. Die Marktmacht darf man nämlich nicht unterschätzen: Liegt ein Buch stapelweise an prominenter Stelle in den großen Buchhandlungen, kann das den Verkauf erheblich ankurbeln.
Der Workshop bot spannende Einblicke in die Verlagswelt und schöne Anregungen für (hoffentlich) weitere Buchprojekte aus den Federn von Medienfrauen!
Anmerkung: Medienfrau Maria Kapeller, die im März das Buch „Lovely Planet” bei Kremayr & Scheriau veröffentlicht hat, musste leider aus gesundheitlichen Gründen für den Workshop absagen. Medienfrau Barbara Brunner ist dankenswerter Weise kurzfristig eingesprungen.
Text: Simona Pinwinkler
Bildnachweis (v.l.n.r.): Stefanie Jaksch (© S.R. Ayers), Maria Kapeller (© Jasmin Walter)
Mehr Infos zum Verlag Kremayr & Scheriau und zum Buch “Lovely Planet”
5.4.2022, akzente Salzburg, Vom Berichten zum Dichten – oder, von der Journalistin zur Autorin.