Kann es ein Labor für Stimme und Sprache geben?

„Ja“ lautet die definitive Antwort auf diese Frage, wenn man der Kommunikationsstrategin und Buchautorin Tatjana Lackner zuhört, wie sie unsere Stimmen analysiert.
Die humorvolle Zerpflückung der Sprache und Stimme ist durchaus mit Forschung zu vergleichen, und es ist erstaunlich, was bereits ein paar Sätze, mit denen wir uns vorstellten, über unsere Person verraten.

So kann eine Stimme hoch oder tief sein, vertrauensvoll oder reserviert wirken, aber sie kann z.B. auch „verharmlosend“ sein.

Eine Präsentation kann sprachlich reich und dennoch inhaltlich arm sein. Nicht zu schnell reden und so, dass der Gesprächspartner den Inhalt stets nachvollziehen kann, rät die Kommunikationsexpertin.

Für die gängigen Killerphrasen hat Tatjana Lackner 5 Kategorien von „Killerkönigen“ erstellt. Köstlich sind allein ihre Bezeichnungen: der Spalter, der Ignoranzler, der Verharmloser, der Dampfplauderer und die G´schnappige – wobei wir uns nicht unbedingt für eine Kategorie entscheiden müssen, denn in jedem Menschen stecken meist gleich mehrere Typen!
Erhöhte Vorsicht ist geboten bei kulturellen Unterschieden und bei der Verwendung von Abkürzungen und Fremdwörtern, warnt uns Tatjana Lackner, hier kann es leicht zu Missverständnissen kommen.
Nur ein Beispiel: Der bei uns geläufige Ausdruck „Spot“ in der Fernsehwerbung heißt in Amerika „commercial“ –„a spot“ ist für einen Amerikaner hingegen ein Pickel, eine Hautunreinheit. Das kann peinlich werden.

Neben Stimme und Sprache spielen auch Gestik und z.B. Kopfbewegungen eine Rolle. Ja sogar die Beine sind aussagekräftig! Schöne Beine sind nicht nur ein reizvoller Blickfang, sind sie während dem Reden zu viel in Bewegung, signalisieren sie Unsicherheit.

Zum Glück gibt es etliche Tricks, seiner Stimme gezielt Gehör zu verschaffen und eigene Positionen durchzusetzen: effektiv sind Wiederholungen von Argumenten und geschickt eingebaute Irritationen durch nicht erwartete Aktionen oder Betrachtungen. „Abruptions-Geheimnis“ lautet der Fachausdruck dafür, wie uns Tatjana Lackner mit einem weisen Lächeln erklärt. Und je mehr unterschiedliche Aspekte wir in einer Diskussion anführen können, umso breiter sind wir aufgestellt –  das verleiht Stärke!

Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen Männer- und Frauen-Rethorik.
Und noch etwas ist wesentlich: In der Kommunikation gibt es „Geber“ und „Nehmer“. Tatiana Lackner empfiehlt uns, die sprachliche Positionierung des Gebers einzunehmen. Schließlich klingt es immer besser einen Satz zu beginnen mit „bist du damit einverstanden …“ anstatt „ich hätte gerne …“

Soweit ein paar Eindrücke von einem absolut amüsanten und gänzlich interessanten Abend, der auf jeden Fall Lust auf mehr gemeinsame Forschungsarbeit im Labor von Tatjana Lackner gemacht hat!
Ihr Buch DIE KOMMUNIKATIONSGESELLSCHAFT ist eben im Verlag Austrian Standards erschienen.