Wenn zwei Medienmänner sich aufmachen, die größte Revolution im Buchwesen seit Gutenberg anzuzetteln, wollen die Salzburger Medienfrauen natürlich alles darüber erfahren. Hannes Steiner (u. a. Gründer des Verlags ecowin) und Martin Blank (u. a. Journalist, Radiomoderator und TV-Direktor) waren bei uns zu Gast, um ihre Geschichten-Plattform www.story.one vorzustellen.
Die Idee ist simpel wie genial: AutorInnen (und solche, die es werden möchten) können auf story.one in 2.500 Zeichen, also einer DIN A4 Seite, Geschichten aus ihrem Leben erzählen, kommentieren, teilen, liken – und publizieren. Ganz oldschool, analog, auf echtem Papier. Ohne strenge Verlagsselektion, Mindestauflagen oder komplizierte Selfpublishing-Manuals, mit nur wenigen Klicks und zu einem unschlagbaren Preis (16,99 €) gelangt die Geschichtensammlung als Hardcopy ins Postkastl – und mit eigener ISBN in den internationalen Buchhandel.
Sie treffen einen Nerv: Mit Geschichten, die der heutigen Aufmerksamkeitsspanne entsprechen, und einer Plattform ohne große technische Hürden (oder urheberrechtlichen Fallstricke) erlebt story.one ein rasantes Wachstum und traumhafte Verweildauern (durchschn. 10–12 min pro Sitzung!).
Für Redaktionen ist die Plattform eine wahre Content-Goldgrube: Mit einer dezidierten Suche nach Themen, Orten, Zeiten und sogar Emotionen können TV-, Radio-, Print- und Online-RedakteurInnen nach echten Menschen und ihren Geschichten suchen, mit den AutorInnen Kontakt aufnehmen und die Inhalte für ihre Formate nutzen. Das Einverständnis und eine entsprechende Entlohnung vorausgesetzt, denn die Nutzungsrechte bleiben immer und zu 100% bei den AutorInnen.
Hannes Steiner und Martin Blank haben sich nicht weniger als die Pulverisierung der Verlagsmonopole und die absolute Selbstermächtigung von AutorInnen auf die Fahne geschrieben. Der Erfolg gibt ihnen recht: 600 gedruckte Bücher, 2.500 Geschichten auf story.one, über 1.000 aktive User und 500 AutorInnen sprechen für sich. Und das ist nur der Anfang, denn die Plattform ist jung und die beiden Gründer haben die Köpfe voller Ideen. Wir sind gespannt, welche Revolution sie als nächstes starten.
Text: Vanessa Nühnen
Fotos: Dagmar Köttl