Großes Welttheater – 100 Jahre Salzburger Festspiele

Wir befinden uns im „Hör-Raum“ im ersten Stock des Salzburg Museum, einem holzverkleideten Raum, der dem Korpus eines Streichinstruments ähnelt. Die Europahymne aus Beethovens Neunter erklingt. Wir halten inne, genießen und lauschen der wunderbaren Musik. Eine Aufnahme der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Herbert von Karajan aus dem Jahre 1963. Sowohl das Orchester als auch der Dirigent sind untrennbar mit den Salzburger Festspielen verbunden.

Der „Hör-Raum“ ist einer von vielen – aufgrund verschiedener Kooperationspartner- gänzlich unterschiedlich angelegter Räume, die wir Salzburger Medienfrauen am 15. Oktober 2020 besichtigen und erleben dürfen. Nach der Begrüßung durch Museumsdirektor Martin Hochleitner, der seine Freude zum Ausdruck brachte, dass die Landesausstellung trotz Corona „dank großer gemeinsamer Anstrengungen aller Kooperationspartner“ doch stattfinden kann, bringt uns Kay-Michael Dankl kompetent und unterhaltsam die unterschiedlichsten Facetten von 100 Jahren Salzburger Festspiele näher.

Max-Gandolph-Bibliothek

Das Herzstück der Landesausstellung bildet die Max-Gandolph-Bibliothek. Hier erzählen 100 ausgewählte Exponate von 100 Jahren Festspielgeschichte. Z.B. als erstes für das Jahr 1920 das Regiebuch für den 1. Salzburger Jedermann von Max Reinhardt mit handschriftlichen Ergänzungen des Festspielmitbegründers. Auch zehn extra Kojen, die sich jeweils intensiv mit einem Jahrzehnt Festspielgeschichte beschäftigen, laden zum Verweilen ein.

Max Reinhardt
Auch Max Reinhardt ist ein eigener Raum gewidmet. Im Mittelpunkt ist das von ihm 1918 erworbene Schloss Leopoldskron, das Treffpunkt der künstlerischen Elite war und in dem 1923 sogar die Festspielproduktion Molieres „Eingebildeter Kranker“ im privaten Rahmen aufgeführt wurde. Zu sehen sind auch Bilder von Reinhardts Mausoleum im Norden von New York und besonders beeindruckend eine Nachbildung eines Glasfensters auf seinem Grab, das den Blick vom Schloss aus auf den Weiher und den Untersberg zeigt. Das von ihm so geliebte Schloss wurde ihm von den Nazis 1938 weggenommen. Zuvor schon emigrierte der Jude in die vereinigten Staaten und starb in sehr armen Verhältnissen 70jährig im Oktober 1943 in New York.

Marlene Dietrich in Tracht
Den in Salzburg beliebten Trachten ist auch ein eigener Raum gewidmet. Interessant ist, dass gerade in den Anfangsjahren der Festspiele auch bei Künstlern und mondänen, internationalen Gästen die Trachtenmode hoch im Kurs stand. Wer in Salzburg etwas sein wollte, trug Tracht. So auch Filmdiva Marlene Dietrich. Ihre 1936 in Salzburg getragene Trachtenjacke wird ausgestellt und war auch bei den Medienfrauen beliebtes Fotomotiv.

Medienfrauen im Jedermann Publikum
Zum Abschluss unserer Führung, über die noch viel mehr zu sagen wäre, bekommen wir in der Säulenhalle einen Eindruck, wie die erste Jedermann Aufführung am 22. August 2020 über die Bühne gegangen ist. Fürs Gemeinschaftsfoto mischen sich die Medienfrauen unters Publikum.

Text und Fotos: Gudrun Genböck-Reichl