6. November 2024. Gegen 8:30 Uhr erreicht Österreich eine für viele erschütternde Nachricht aus den USA: Donald Trump wird erneut zum Präsidenten gewählt. Ein Mann, der in seinem Wahlkampf Journalismus und Frauen ganz klar als Feindbilder definiert hat. Umso bedeutender ist das Treffen, das wenige Minuten später auf der anderen Seite der Welt beginnt: der Journalistinnenkongress 2024 in Wien.
Renommierte Frauen aus Journalismus, Wissenschaft und Wirtschaft diskutieren über Künstliche Intelligenz und deren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. So wirft beispielsweise Regula Stämpfli, KI-Expertin aus der Schweiz, eine wichtige Frage auf: Warum dürfen Plattformen – sowohl Social Media als auch KI – weiterhin außerhalb unserer Verfassung agieren? Valerie Weber von Audiotainment Südwest berichtet vom Projekt “bigLayla”, einem KI-Webradio mit einer KI-Moderatorin. Bei der Entwicklung dieser Moderatorin wurde für Weber deutlich, dass das Frauenbild, das die KI für junge Männer entwirft, dem Selbstbild vieler Frauen weit hinterherhinkt.
Diese Beobachtung bestätigt auch Mushbara Akhtar, KI-Forscherin am King’s College in London, die betont, dass KI-Systeme nach wie vor überwiegend von Männern entwickelt und „gefüttert“ werden. Umso wichtiger ist es daher, dass Journalistinnen die Initiative ergreifen und das Thema KI aktiv und kritisch mitgestalten. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse der spannenden Vorträge des Vormittags.
Am Nachmittag geht es in sogenannten Breakout-Sessions weiter. Jede dieser 90-minütigen Sitzungen widmet sich einem spezifischen Thema. Auf dem Programm stehen unter anderem „Klimajournalismus“, „Auswirkungen von KI auf Jobs im Journalismus“ und „Hass im Netz“.
Letztere wird von Claudia Reiterer, bekannt aus der Diskussionssendung „Im Zentrum“, geleitet. Sehr anschaulich schildert Reiterer, wie sie selbst von Hass im Netz betroffen ist und wie sie damit umgeht. Frauen sind nachweislich deutlich häufiger von Hass im Netz betroffen, und die Drohungen richten sich oft gezielt gegen ihren Körper oder ihr Leben. Umso wichtiger sei es, betont Reiterer, sich Strategien zurechtzulegen und sich im Notfall Unterstützung zu holen.
Die Absicht der Hater ist es, Frauen mundtot zu machen. Doch das dürfe, so Reiterer, keinesfalls geschehen. Der Zusammenhalt unter Journalistinnen sei daher essenziell. Zum Abschluss zitiert sie noch ein großes Vorbild aus ihrer Kindheit: Pippi Langstrumpf. Schon sie sagte: „Der Sturm wird stärker – ich auch!“ Oder in diesem Fall treffender: „Der Shitstorm wird stärker – ich auch!“
Text und Fotos: Katharina Fallmann