JOURNALISTINNEN MACHEN DRUCK

Forderungen beim 23. Journalistinnenkongress präsentiert

Unter dem Motto „The Economy, Ladies! – Ohne Göd ka Musi“ ist am 9. und 10. November der 23. Österreichische Journalistinnenkongress nach einem pandemiebedingten Online-Jahr wieder ins Haus der Industrie in Wien zurückgekehrt. Und diesmal machen die Medienfrauen mit einer zentralen Forderung an die Politik auf sich aufmerksam: Die Gleichstellung der Frauen soll künftig in der Medienförderung verankert werden.

Auch im Jahr 2021 sind die großen heimischen Medienunternehmen noch weit von einer Gleichstellung zwischen Frauen und Männern entfernt. Nur eine der österreichischen Tageszeitungen wird derzeit von einer Chefredakteurin geführt, zentrale Führungspositionen – nicht nur in Medienhäusern – sind von Männern besetzt. Geht es um die wirklich wichtigen Dinge, sitzen Männer an einem Tisch und entscheiden. Und auch die Sichtbarkeit der Frauen in den Medien scheint durch die gläserne Decke weiterhin nur verschwommen.

Gleichstellung gesetzlich verankern

Um das zu ändern, haben sich jetzt Journalistinnen und Medienfrauen aus mehreren Bundesländern zusammengetan und einen Forderungskatalog an die Bundesregierung formuliert. In dem Schreiben, das von der ehemaligen ÖVP-Frauenministerin und Initiatorin des Journalistinnenkongresses Maria Rauch-Kallat (übrigens eine bekennende Quotenfrau) an die politischen Verantwortlichen getragen wird, geht es um die Verankerung definierter Gleichstellungskriterien in der Medienförderung.

Gendergerechte Verteilung der Positionen in Medien

Wir Salzburger Medienfrauen wurden von Romy Seidl in Wien vertreten, auch sie hat das Forderungspapier gemeinsam mit den Sprecherinnen und Vorsitzenden des Presseclub Concordia, des Frauennetzwerks Medien und des Frauennetzwerks im OÖ Presseclub unterzeichnet. „Wir wollen eine gesetzlich festgelegte gendergerechte Verteilung aller Positionen in einem Medienunternehmen“, lautet ihr Statement auf dem Podium des Journalistinnenkongresses. „Man hat über die Jahre leider gesehen, dass es ohne ökonomischen Druck nicht geht. Medienunternehmen, die die Gleichstellung von Frauen und Männern nicht fördern, müssen daher weniger Geld vom Staat bekommen.“

Das sind die Förderkriterien im Detail

Ganz konkret geht es darum, dass sich Medienbetriebe, die mit öffentlichen Geldern – sei es über die Presseförderung, Publizistikförderung, dem Privatrundfunk bzw. nichtkommerziellem Rundfunkfonds sowie die neue Digitalförderung – unterstützt werden, zu folgenden vier Maßnahmen verpflichten:

  1. Konkrete Zielwerte für die Besetzung redaktioneller und kaufmännischer Führungspositionen bzw. Projektleitungen
  2. Umfassende Gleichstellungsplänen für die Organisation
  3. Recruiting- bzw. Aus- und Weiterbildungs-Strukturen, die die Chancengleichheit gewährleisten
  4. Redaktionelle Richtlinien für gender-kompetente Arbeit

Zudem müsse die Einhaltung dieser Förderkriterien regelmäßig und transparent durch ein Fachgremium evaluiert und überprüft werden. Denn nur so könne man auch langfristig etwas ändern, sind sich alle Medienfrauen einig.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Die Chancen für eine Veränderung der Geschlechtergleichheit in Österreich seien angesichts der jüngsten ÖVP-Inseraten-Affäre rund um Alt-Kanzler Sebastian Kurz so groß wie nie, sind sich die Medienfrauen beim Kongress einig. Daher: Wann, wenn nicht jetzt?!

Bild 1:  Medienfrauen aus Salzburg beim Journalistinnenkongress in Wien. Im Bild von links: Kathrin Krispler (SALZBURG24), Barbara Brunner (Öffentlichkeitsarbeit), Vanessa Gruber (Zeit im Bild, ORF Wien), Romy Seidl (ORF Salzburg), Aloisia Gurtner (Pressesprecherin ÖAMTC Salzburg) und Nicole Schuchter (Chefredakteurin SALZBURG24).

Bild 2: Österreichs Medienfrauen stellen beim 23. Österreichischen Journalistinnenkongress in Wien am Mittwoch ihre Forderungen an die Politik vor. Künftig sollen Gleichstellungskriterien in der Medienförderung gesetzlich verankert werden. Im Bild Maria Rauch-Kallat (links) mit den Vertreterinnen der Österreichischen Medienfrauen aus Salzburg, Oberösterreich und Wien.

Text und Fotos: Mag. Nicole Schuchter

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