Journalistin und Buchautorin Ingrid Brodnig weiß: „Gegen Verschwörungstheorien und Fake-News ist kein Kraut gewachsen.“ Und doch gibt es Wege, auf obskure Theorien, Unterstellungen und Falschmeldungen zu reagieren – und damit vielleicht sogar wieder in einen ehrlichen Diskurs einzusteigen.

Emotionen sind stärker als Fakten

Der Zoom-Abend mit der Expertin hat vor allem gezeigt: Selten sind es Sachargumente, die sich in Diskussionen mit VerschwörungstheoretikerInnen durchsetzen. Denn der Hang zu „alternativen Wahrheiten“ hat viel mit Emotionen und Bedürfnissen zu tun. Damit Fakten wieder wirken können, ist es sinnvoller, im Gespräch Fragen zu formulieren, die das Gegenüber zum Überprüfen der eigenen Argumente herausfordern, erklärt Brodnig. Mit wertebasierter und -sensibler Kommunikation könne es außerdem gelingen, den Diskussionspartner in seinem eigenen Werte- und Glaubenssystem abzuholen; und damit so etwas wie eine relationale Basis zu schaffen für die weitere Diskussion.

Truth-Sandwich: ein Rezept für die Berichterstattung

Neben diesen und weiteren grundsätzlichen Tipps und Tricks, wie es gelingt, in Stammtischgesprächen & Co. zu bestehen, hat Brodnig uns Medienfrauen in Erinnerung gerufen: Auch in der eigenen Rezeption und in der Arbeit mit Medien liegen Versuchungen, auf subtil vermittelte Halbwahrheiten hereinzufallen. Eine gewisse Distanz zu den eigenen Emotionen beim Konsumieren und Erstellen von Inhalten tut da gut; denn auch wir sind anfällig für die „Bestätigungsfalle“ und lassen uns nur zu gern in unseren eigenen Überzeugungen bekräftigen.

JournalistInnen rät Brodnig, beim Schreiben über Verschwörungstheorien und Falschnachrichten ein „Truth-Sandwich zuzubereiten“ – ein Rezept, das die Autorin so zusammenfasst: Beschreibe die Wahrheit, benenne das Falsche und wiederhole, was richtig ist. Denn, so die Profil-Kolumnistin: „Wiederholungen machen Inhalte glaubwürdig.“

Beeindruckend, wie die Hass-im-Netz-Autorin dabei während ihres Vortrags zwischen psychologischen, soziologischen und medientheoretischen Erkenntnissen mühelos hin und her switchen und damit die vorgestellten Instrumentarien mit Studien glaubhaft untermauern konnte. Alles in allem: Ein spannender Abend, dessen Learnings – gerade in den aktuellen Debatten – nur darauf warten, erprobt zu werden.

Für jene, die nicht dabei sein konnten: Ingrid Brodnig hat auch ein Buch zum Thema geschrieben: Ingrid Brodnig: Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake-News kontern – in der Familie, im Freundeskreis und online, Wien: Brandstätter Verlag 2021.

Text und Bild: Claudia Höckner-Pernkopf