„Digitalisierung und die gute Gesellschaft 4.0“ standen im Zentrum der gemeinsamen Veranstaltung von EWMD (European Women Management Development) und den Salzburger Medienfrauen. Nach Begrüßungsworten von Andrea Kirchtag und Petra Ummenberger, einer kurzen aber gehaltvollen Vorstellung der beiden Netzwerke sowie der Vortragenden Ursula Maier-Rabler, Kommunikationswissenschafterin, Assistenzprofessorin, Gründerin und langjährige Leiterin des Center for Advances Research and Studies in Information and Communication & Society (ICT&S Center) an der Universität Salzburg, (inklusive Geschenküberreichung) ging es sogleich in medias res.
Ganz klar, Digitalisierung ist in aller Munde, omnipräsent und sie durchdringt alle Lebensbereiche. Was sind aber die dahinterliegenden Mechanismen, warum spielt der Vernetzungsgedanke dabei eine tragende Rolle und welche Auswirkungen hat das alles eigentlich auf unsere Gesellschaft?
Die Vernetzung zwischen Menschen, Maschinen und Dingen erzeugt den Mehrwert durch Veredelung von Informationen zu Wissen. „Vernetzung ist das Mantra “, erklärt Maier-Rabler. Sharing sei das Zauberwort, wenn man in der digitalen Gesellschaft wertvoll sein wolle. Teilen, Geben und Nehmen sind hier keine Worthülsen, sondern sollten gelebte Praxis sein. „Der, der gibt, ist wertvoll“, so Maier-Rabler weiter.
Netzwerke verändern sich ständig, der Mensch muss lernen, damit umgehen zu können, dass es keine fixe Ordnung mehr gibt. „Von Unfertigem umgeben zu sein, macht viele unrund, Menschen haben Probleme mit Nonlinearem“, erläutert die Expertin.
Ausgeschlossen und nicht vernetzt – ein für viele neuer Begriff taucht in diesem Zusammenhang des Öfteren auf: Die 4. Welt bezeichnet Gesellschaften, die aus wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder technologischen Gründen nicht am digitalen Leben teilhaben können.
Wer aber dazu imstande ist, Dinge miteinander zu denken und zu vernetzen, die bisher isoliert gesehen wurden, ist ein Gewinner der Digitalisierung.
Was ist eigentlich eine gute Gesellschaft? Kann die Digitalisierung zur Verbesserung beitragen?
Wir befinden uns gerade am Schnittpunkt von industrieller und informationeller Ökonomie. „Daraus ergeben sich folgende Problemfelder: Die digitale Finanzwirtschaft folgt Datenströmen rund um die Welt, Social Networks erzeugen Filterbubbles, es entsteht Ungleichheit und Populismus ist allgegenwärtig.“ Bildung, Arbeit und Politik sind zentrale Handlungsfelder für Interventionen: Was muss man wissen? Wie arbeitet man künftig und wie steht es um Demokratie und Partizipation der Zukunft?
Die gute Gesellschaft 4.0 ist eine ausgewogene, vernetzte, gerechte, ethische, nachhaltige und demokratische. Alle Säulen (Politik und Demokratie, Wissenschaft und Bildung, Wirtschaft und Arbeit, Kultur und Alltag) in Balance zu bringen, ist das Ziel. Ausflüge in die Theorien von Henry Jenkins und John Maynard Keynes (15 Stunden Woche) machten den Anwesenden Mut ;)
„Wir sollen die Gestaltungshoheit über die Digitalisierung behalten, nicht einem Algorithmus das Steuer überlassen“, so Maier-Rabler abschließend.
Mit einem Exkurs in die Entwicklungsstufen des Internets – der Expertin zufolge „eigentlich eine ganz primitive Technologie“ – , städtebaulichen Ausblicken, der Forderung nach mehr Frauen als Mitgestalterinnen der digitalen Transformation sowie einem Blick in die nahe Zukunft – Biomasse wird der nächste Vernetzungsbereich – endete der fachlich sehr herausfordernde Teil des Abends, der in reger Diskussion und entspanntem Networken einen würdigen Ausklang fand.
Text und Fotos: Julia Weninger