Welchen Wohlstand wollen wir?,  Vivian Dittmar, 5.11.2021, Ort: Online

Gastgeber: Salzburg Chapter, Hybrid Setting, Ursula Maier-Rabler, EMWD (Host)

 

Ein wirklich gutes Leben oder KEIN wirklich gutes Leben? Welches Leben führen wir in unserer westlichen, modernen und industrialisierten Welt? Sind wir zufrieden mit unserem materiellen Wohlstand oder nur vermeintlich reich an Gütern? Vivian Dittmar wuchs auf drei verschiedenen Kontinenten auf und erlebte die Unterschiede zwischen Arm und Reich hautnah. Sie spricht vielen aus der Seele. Spricht aus, was viele denken und fühlen. In Asien erlebte sie immateriellen Wohlstand – glückliche Menschen mit wenig Besitz. Menschen ohne Burn Out. Menschen, die nicht zwei teure Schlitten vor der Türe parken. Menschen, die wenig besitzen, aber reich an innerem Wohlstand sind. Menschen, die glücklich sind. Zufriedene Menschen. Reiche Menschen. Reich an innerem Wohlstand. In Europa, aber ganz besonders in den USA, erlebte sie Menschen mit innerer Armut und viel Unzufriedenheit. Boniface Mbanza, ein kongolesischer Philosoph sagte: „Alle Länder sind Entwicklungsländer“.

Vivian Dittmar stellt uns im Online Seminar die Frage, warum Menschen in unseren Breitengraden so häufig innerlich verarmt sind. Symptome für innere Armut sind chronische Unzufriedenheit, Hetze und Stress, die (mittlerweile) weit verbreitete Einsamkeit (auch bereits vor der Pandemie), innere Leere und emotionale Süchte (Konsum, Erfolg etc.). Aber warum und wofür? Nach einer Finanz- und Coronakrise kann es auch keinen Weg mehr zurück in das normale Leben geben. Es stellt sich die Frage, welchen Wohlstand wollen wir? Wie kann es sein, dass Menschen wie wir, die so viel besitzen, so unerfüllt sind und umgekehrt?

Vivian Dittmar meint, dass ein wirklich gutes Leben nicht im Widerspruch zu dem dringend notwendigen ökosozialen Wandel steht. Durch einen neuen, entmaterialisierten Wohlstandsbegriff richten wir uns auf die Erfüllung jener Bedürfnisse aus, die im jetzigen System viel zu kurz kommen. Unsere Armut. Die innere Armut. Die unsichtbare Armut.

So schlägt Vivian Dittmar, die mit ihrer Familie in Süddeutschland lebt, fünf Dimensionen von Wohlstand vor: den Zeitwohlstand, Beziehungswohlstand, Kreativitätswohlstand, den spirituellen Wohlstand und den ökologischen Wohlstand. Sie zeigt auch Möglichkeiten auf, wie man diesen Wohlstand im Unternehmen tatsächlich umsetzen und (er)leben kann.

Aber was genau meint sie damit? Wie bricht man es konkret herunter? Wie ändert man dieses Leben konkret? Am Beispiel „Zeitwohlstand“ schildert Vivian Dittmar: „Wir können das Phänomen Zeit genießen ohne dagegen anzukämpfen. Wir haben unheimlich viele zeitsparende Maschinen entwickelt. Man kann Zeit aber nicht sparen, es geht nur mit Entschleunigung. Wir brauchen keine Hetze und keine künstlichen Zeitvertreibe mehr“. Wie genau kann man den Zeitwohlstand im Unternehmensalltag fördern? Die Impulsgeberin und vielfache Autorin erzählt von klaren Regelungen zu Offlinezeiten, nach 17 Uhr keine Besprechungen mehr anzusetzen, dem Abschaffen von überflüssigen Meetings und davon, eine Vertrauensarbeitszeit einzuführen.

Nach ihrem Plädoyer gingen wir in Break out Gruppen und besprachen uns in kleinen Gruppen. Danach bot sich die Möglichkeit, Fragen an Vivian Dittmar zu stellen. Ein leichter und rasch verlaufender Abend mit einem emotionalen und tiefgreifenden Thema. Weitere interessante Informationen findet man unter www.viviandittmar.net. Vivian Dittmar ist Autorin etlicher Bücher. Auf ihrer Website findet man einige aufschlussreiche TV-Interviews zum Reinhören.

Text: Mag. Magdalena Frauscher

Foto: Dagmar Köttl