BLICKKONTAKT – Mentoring der Salzburger Medienfrauen: Ein Erfahrungsbericht

Das hat man nun davon – als neugierige Person wie ich. Auf einmal ist alles anders…

Am Anfang waren da nur ein unbestimmtes Gefühl, der Wunsch nach Veränderung und die leise Ahnung, dass es da noch mehr gibt. Eine Ahnung, die im Alltag mit gefühlten 83.000 E-Mails pro Tag oft untergeht. Eine E-Mail davon war – vor ca. einem Jahr – der Mentoring-Newsletter der Salzburger Medienfrauen…

bindabei@… E-Mail mit Folgen. Mentoring bedeutet zunächst, dass man sich ganz bewusst dafür entscheidet, einer wildfremden Person völlig entwaffnet gegenüberzutreten. Man legt die Karten auf den Tisch. Keine Komfortzone mehr, kein „das mach ich morgen“, kein „eigentlich bin ich ganz anders“. Es geht um die eigene Person, die eigenen (Un-)Fähigkeiten und darum, das eigene Leben zu gestalten. Der Startschuss für eine wunderbare und spannende Zeit – die vieles verändert.

Sieben Phasen & 20 Sekunden. Schon beim ersten Treffen habe ich festgestellt, dass man bei Mentoring-Gesprächen ca. sieben verschiedene Phasen durchmacht: Entrüstung, Leugnen, Widerstand, Einsicht, Frustration, Aktionismus, Zufriedenheit. Nicht immer in dieser Reihenfolge und nicht immer alle – aber sie gehörten doch regelmäßig zu meinen Begleitern.

So auch beim ersten Kennenlernen meiner Mentorin, die mich nach gefühlten 20 Sekunden gebeten hat, dass ich ihr doch bitte in die Augen schauen solle (Entrüstung! Was fällt ihr ein?!). Nachdem mein Einwand „Mach ich doch?!“ (Leugnen & Widerstand) mit der Frage nach der Augenfarbe schnell entkräftet war, musste ich feststellen, dass sie recht hatte (Einsicht). Ich hatte verlernt meinem Gegenüber offen in die Augen zu blicken (Frustration. Wie konnte das sein?).
Inzwischen besitze ich eine Liste mit den Augenfarben aller Personen, mit denen ich tagtäglich zu tun habe (Aktionismus) und kann behaupten, dass ich nach acht Monaten Mentoring wieder einen offenen Blick für meine Mitmenschen habe (Zufriedenheit).

Spiegelbilder. Die regelmäßigen Treffen, Telefonate und zig WhatsApp-Nachrichten schärften aber nicht nur meinen Blick nach außen. Vor allem habe ich durch das Mentoring mich selbst (wieder-)erkannt. Unsere „Mentoring-Territorien“ waren oft der Mönchsberg und die Salzburger Altstadt: Menschen beobachten, erkennen, ausprobieren. Nachahmung sowie die Körpersprache und Rhetorik anderer zu beobachten war spannend, lehr- und hilfreich. Mir gelingt es nun, mein Auftreten gezielter zu steuern und meine Gesprächspartner besser einzuschätzen. Dank konstruktivem Feedback und einer offenen, ehrlichen Meinung meiner Mentorin habe ich unglaublich viel über mich selbst gelernt. Sie hat mir einen Spiegel vorgehalten und ich gebe zu, es war nicht immer leicht hineinzublicken. Inzwischen haben wir uns aber ausgesöhnt – mein Spiegelbild und ich.

Ein Blazer würde helfen. Neben dem Fokus auf die Mentorin und die eigene Person bedeutet Mentoring auch Gemeinschaft. Als „Schicksalsgemeinschaft“ hatten – und haben – wir Mentees eine wundervolle, lustige und vor allem bereichernde gemeinsame Zeit. Mentee-Abende mit konstruktivem Input zur Selbstpräsentation und vielen, vielen praktischen und fachlichen Tipps zum Thema „Was Frauen vorwärts bringt“. Vor allem aber haben wir neue Bekanntschaften und Freundschaften geschlossen, fiebern bei wichtigen Terminen mit und unterstützen uns gegenseitig. Gemeinsam und füreinander! Diese Erfahrung ist unglaublich bereichernd – ich möchte sie nicht missen.

Über Steine springen. Mentoring bei den Salzburger Medienfrauen hat den großen Vorteil, dass eine Mentorin zur Seite steht, die den gleichen Beruf oder fachlichen Hintergrund hat wie die Mentee. Ich profitiere nach wie vor vom Erfahrungsschatz und Fachwissen meiner Mentorin und erhielt die Möglichkeit Fragen zu stellen, die ich sonst wohl eher für mich behalten hätte. So konnte ich Lösungen für so manches Problem finden. Dank fachlichem Austausch und neuem Input gelang es mir Tag für Tag besser an mich und meine Fähigkeiten zu glauben – über Steine im Weg zu springen. Und ich muss sagen: Es ist unglaublich ENTspannend an sich selbst zu glauben. Und es ist unglaublich spannend, wenn man ein Stück weit aus sich herausgeht: interessante Gespräche, neue Kontakte, neue Aufgaben – vieles hat sich während der Zeit des Mentorings ergeben. Zufall? Ich glaube nicht.

Und auf einmal ist alles anders. Als ich meine Unterschrift unter den Mentoring-Vertrag gesetzt habe, war mir nicht bewusst, was passieren würde. Mir war nicht bewusst, dass dieser Vertrag unglaublich wichtig ist und dass sich in dieser Zeit so vieles zum Positiven verändern würde. Bewusst hingegen war mir die Goldgräberstimmung, Spannung und Ungewissheit, die ich nie wieder vergessen werde. Wir haben Steine ins Rollen gebracht – ob wir damit Berge versetzen, wird sich zeigen.

DANKE für diese Zeit!

Erfahrungsbericht von Martina Kaps.

Mentorin: Tanja Gratzer