Blogger verdienen ihr Geld auf unterschiedlichste Art und Weise. Dabei müssen sie vor allem eines sein: vielseitig.
Sie konnte sich an nichts erinnern. Birgit Strohmeier litt unter einer Stilldemenz. Noch ein paar Wochen zuvor hatte sie eine Lösung für ein Problem eines ihrer Kinder parat. Beim zweiten Sprössling ein paar Monate später fehlte jede Erinnerung darüber, wie sie sich damals behalf. Um das Gedächtnis aufzufrischen, schrieb sie alles auf – aber nicht in ein herkömmliches Tagebuch, sondern in einen spartanisch angelegten digitalen Blog. Das war im Jahr 2009. Mittlerweile zählt ihr Blog “Muttis Nähkästchen” mehr als 400.000 Leser monatlich und gehört zu den zehn erfolgreichsten Mamablogs Österreichs. Fünf Bloggerinnen Österreichs versammelten sich am Mittwochabend in der Salzburger Academy-Bar auf dem Podium, um mit dem Publikum der Salzburger Medienfrauen über ihre Erfolgsrezepte zu diskutieren. Den meisten von ihnen passierte es einfach. Eva Krallinger-Gruber kehrte von einem langen Auslandsaufenthalt zurück, sehnte sich nach Großstadtflair. Bis sie für sich die schönsten Ecken der Stadt Salzburg erkundete und in ihrem Blog “Fräulein Flora” niederschrieb. Sie ließ die Welt an ihrer Stadt teilhaben.
Von der Kunst, sich abzugrenzen
Heute arbeiten drei Vollzeitangestellte und eine Teilzeitkraft für Krallinger-Gruber. Ihr Blog ist einer der erfolgreichsten Salzburgs. Neue Lokale, Ausflugstipps oder Eventhinweise finden Interessierte. Mit wem sie zusammenarbeitet, sucht sich Krallinger-Gruber aus. “Wir nehmen nur Leute mit Handschlagqualität”, sagt sie.
Mit dem Vorurteil, sich und ihre Inhalte zu verkaufen, sind Blogger immer wieder konfrontiert. Wellen von Shitstorms brachen über Autorinnen einher, die sich zum Beispiel von einer Waschmittelmarke davon überzeugen ließen, sich in abstrusen Posen mit Waschmitteltuben an Stränden, Traditionsplätzen oder in den eigenen vier Wänden abzulichten. Auch Carolina Hubelnig entglitt das Steuer schon einmal. In ihrem Blog “Gute Güte” verrät sie Rezepte aller Art und Salzburger Küchentipps. “Als ich einmal einen bezahlten Inhalt für eine Schokoladenfirma schrieb, wusste ich: Es geht zu weit”. Hubelnig isst privat wenig Süßes und fühlte sich damit nicht mehr authentisch.
Reicht das Bloggen also, um damit den Lebensunterhalt zu verdienen? Maria Kapeller reist mit ihrem Blog “kofferpacken” um die Welt. Ihre Haupteinnahmequelle ist der Blog nicht. Sie arbeitet als selbstständige Texterin, ihr Blog ist ihr Hobby. Auch Tanja Peherstorfer verdient nicht wirklich bare Münze mit ihrem kreativen Blog “worte formen bilder”. Sie arbeitet als Coach und Persönlichkeitstrainerin. Ihr Blog ist ihr Aushängeschild, mit dem sie Kunden nach persönlichen Terminen auch zuhause weiterbegleitet.
Wie man mit Bloggen Geld verdienen kann
Als Existenzgrundlage dienen die digitalen Tagebücher nur für manche. Die Reise in die Zukunft ist unklar. Geschäftsmodelle wie von Unternehmen bezahlte Beiträge sind umstritten, andere monetäre Möglichkeiten wie Bezahlschranken im Internet laufen schleppend an. Und dabei arbeiten Bloggerinnen nicht nur an ihren Texten und Bildern, fast alle der Damen bauten sich ein Konglomerat an Tätigkeiten auf. Sie schreiben, übernehmen das Marketing für ihren Blog, veranstalten Events und moderieren oder verkaufen Selbstgemachtes auf ihren Seiten. So fließt das Geld auf mehreren Wegen. Dass sie damit die Meinung und das Leben anderer beeinflussen, ist ihnen klar. “Als Influencerin will ich mich aber nicht sehen”, sagt Tanja Peherstorfer. “Ich sehe mich eher als Inspirationsquelle und möchte anderen gut tun”.
Quelle: https://www.sn.at/panorama/medien/auch-blogger-muessen-von-etwas-leben-47469694
© Salzburger Nachrichten VerlagsgesmbH & Co KG 2018
Text: Sabrina Glas, Salzburger Nachrichten
Fotos: Claudia